Yanis merkte, dass er nicht mehr allein war. War er endlich gekommen?! Sachte beendete er den langen Kuss, in dem er sich gerade befand, und danach auch aus der Umarmung von Liz.
Naja, allein war vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Mit einem leichten Grinsen machte er es sich wieder auf der dunkelroten, ledernen Couch bequem, auf der neben ihm noch Liz und drei ihrer ... Mitbringsel saßen. Irgendwelche Damen von hier. Gedämpfte Geräusche von Musik drangen noch in seinen Abschnitt des Blue Dragon herein. Exotische Düfte füllten den Raum und jedes Mal, wenn er hierher kam, waren es neue und ihm Unbekannte. Er kam gern hier her, wirklich gern. Es gab hunderte dieser und ähnlicher Etablissements auf diesem Moloch von Station. Amarr, Hauptsitz des Reiches Amarr und einer der geschäftigsten und belebtesten Systeme in ganz New Eden sowie ein Handelszentrum unvorstellbaren Ausmaßes. Bis auf Jita vielleicht, aber Yanis brauchte kein Jita, ihm war diese Station schon belebt und groß genug. Fast schon eine kleine neue Heimat. Vor allem hier, in der Blue Dragon.
Dennoch hatte ihn sein Gefühl nicht betrogen. Vor ihm stand Mr. Smith – einer von jenen vielen Mr. Smith, die es hier gab. Aber dieser hier, der war wegen ihm hier! Und Yanis hatte seit einigen Tagen sehnsüchtig darauf gewartet, dass er kommen würde! Endlich war es soweit!
Erfreut erhob er sich, während die Ladies schnell ihre – wenigen – Sachen einsammelten und dezent sein Abteil verließen. Yanis streckte seine Hand aus und Mr. Smith und er schüttelten sich kurz die Hände, ehe Yanis auf seine Couch deutet.
„Setzt euch, setzt euch, Mr. Smith! Ich hatte gehofft, Sie schon eher hier sehen zu können, aber bei diesem Geschäft sind einige Tage Verzögerung ja nichts, nicht wahr?!“
Mr. Smith schaute sich interessiert um und machte es sich mit Yanis auf der Couch bequem.
„Ja, korrekt. Es gab kleinere Verzögerungen, Piraten – ihr versteht?“ meinte er mit einem entschuldigenden Lächeln.
„Oh ja, natürlich! Wirklich lästig, dieses Geschmeiß. Sehr schade, dass sich dies dadurch verzögert hat. Ich gehe davon aus, dass diese Verzögerungen unvermeidlich sind - dennoch hat mich dies einiges an Zeit und damit Geld gekostet. Wovon ich so gar kein Freund bin...". Während dieser Worte wurde Yanis sehr ernst und schaute dem Mann direkt in die Augen. Für nicht wenige war dies bedrückend - er hoffte, dass dies auch hier der Fall war.
Mr. Smith nickte leicht verstehend, seine Worte aber zeigten weniger davon. "Solcherlei Störungen und diese Piraten gehören leider zum Geschäft. Nichts ist ganz ohne Risiko - und alles ohne jegliches Risiko ist doch sehr langweilig. Und wenig profitabel zugleich. Nicht wahr?"
"Oh ja, da haben Sie sicherlich recht! Nur bezahlte ich mehr als genug, um ihren Profit zu gewährleisten und gerade nicht solcherlei Verzögerungen anheim zu fallen. Es ist doch etwas ... unprofessionell, mir nur eine kleine Nachricht zukommen zu lassen mit nur einer unbestimmten Verzögerung, statt konkrete Daten und Ursachen für die Verzögerung zu nennen."
"Herr duMonde, ich kann durchaus ihre Position verstehen, nur war es uns aus Sicherheitsaspekten heraus nicht gestattet, mehr Informationen nach außen dringen zu lassen. Dies müssen Sie leider verstehen!"
Während Mr. Smith sich erklärte, erweiterte Yanis per Gedankenimpuls seine Wahrnehmung und Sicht, Gehör und Geruch verstärkten sich enorm. Seine Implantate analysierten Mr. Smith - Hitzeverteilung an Gesicht und Händen, Mimik und Gestik, Pupillenstand und -weitung, Herzschlag und Stimme. All dies wurde zusammengenommen und analysiert, während sie sprachen.
"Das alles mag wohl sein, nur liegt dies in Ihrer und nicht meiner Verantwortung. Sie hatten einen Liefertermin, diesen unterschrieben und konnten diesen nun nicht halten."
Erste Ergebnisse erschienen in Yanis' Gesichtsfeld. Normaler Herzschlag, kaum Nervosität, entspannt. Das war schlecht, sehr schlecht. Er schien somit Yanis' Punkt locker zu nehmen, wahrscheinlich hatte er noch einen Joker in der Hand. Also lieber nicht zu hoch pokern...
"Ich erwarte einen Ausgleich für diese Verzögerung in Höhe der Kosten, die ich dadurch hatte. 10 Mio ISK sollten ausreichen!"
Mr. Smith hob eine Augenbraue. "Sie haben in 5 Tagen 10 Mio ISK verloren? Ihre Zeit scheint wirklich wertvoll zu sein! Aber meinetwegen, dies sollte kein Problem darstellen."
Er zog sein Holotab hervor und machte einige Eingaben darin. Zufrieden mit dem Ergebnis goss nun Yanis ihnen beiden ein Glas Whisky ein.
"Herr duMonde, bitte unterzeichnen Sie noch kurz den angepassten Vertrag und überweisen das Geld an den Treuhänder. Dann können wir das gute Stück begutachten und sollten Sie keine Mängel finden - wovon ich natürlich ausgehe - den Kauf abschließen!"
"Natürlich!" erwiderte Yanis sofort, während er Mr. Smith ein Glas gab. Sodann schaute er nochmals über die Dokumente hinweg, fand nichts Anstößiges darin und unterschrieb. Damit wurden 1280 Mio ISK auf ein Treuhandkonto überwiesen. Viel Geld, für das seine Familie lange hart gearbeitet hatte. Naja, zumindest Eliara und er, Pierre gibt es ja nur aus...
Sodann legte Yanis das Pad beiseite und erhob sein Glas zum Toaste. „Auf weitere gute Geschäfte mit Ihnen!“, worauf dieser freundlich nickte. „Auf weitere gute Geschäfte auch mit Ihnen.“
Mr. Schmidt redete leise und bedächtig, während Yanis und er im Hangar 12 standen.
„Das Schiff hat erst vor einem halben Jahr die Werft in Motsu verlassen. Neueste Technologie, einzig ein Kapselpilot kann sie überhaupt fliegen. Vollständig automatisiert - theoretisch ist es sogar möglich, dass sie nur mit 1 Mann geflogen wird. Rate ich aber sehr von ab. Standardbesatzung sind aber 1000 Mann. Aktuell sind gut 200 Mann Besatzung im Preis mit inbegriffen – die Ingenieure und Wartungsspezialisten. Kennen das Schiff in- und auswendig, um es bestens in Schuss zu halten. Sind etwas unterbesetzt, außerdem fehlt etwa medizinisches wie Sicherheitspersonal, aber das sollten Sie hier schnell finden können.
Einige Fakten? Charon-Klasse, also eines der größten Schiffe überhaupt, die gebaut werden. 2.5 km Länge. 960 Mio Kubikmeter Masse. 465,000 Kubikmeter Lastkapazität im Hangar. Erweiterbar bis auf über 1.2 Millionen – kein anderer Frachter ist in der Lage, so viel zu transportieren! Geschwindigkeit – naja, reden wir nicht drüber!“ Er lacht kurz. „Mit der Masse wird man halt etwas behäbig, nicht wahr? Also – steigen Sie ein und schauen es sich einmal an. Sie werden begeistert sein! Und falls es Ihnen doch zu langsam geht – rufen sie mich an, ich kann ihnen einige Implantate anbieten!“
Yanis nickte nur andächtig. Was für ein riesiges Schiff...
Wobei er sich eingestehen musste, vor dem ersten Mal Abdocken doch Angst zu haben. So viel ISK abzudocken. Hoffentlich würden nicht eines Tages Piraten es auf ihn und vor allem sein Schiff absehen...
Das beste Verkaufsgespräch, dem ich bisher beiwohnen durfte :D !
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